In diesem Post vergleiche ich zwei Computer, die man eigentlich nicht vergleichen kann: Ein 2013er MacBook pro 15 ‘’ Retina Display und ein 2018er Tuxedo Notebook mit 14’’ Bildschitm und Ubuntu Linux 16.04.

Anlass dieses Vergleichs war, dass mein auch unterwegs vielgenutztes MacBook sich immer öfter unvermittelt ausschaltete, wenn es etwas mehr Leistung erbringen musste, auch wenn die Akkuanzeige noch bei 60% oder mehr stand. Als Ursache kristallisierte sich schon bald der fast 5 Jahre alte Akku mit fast tausend Ladezyklen heraus. Er hatte offensichtlich nicht nur an Kapazität verloren, sondern er schaffte es auch nicht mehr, dem Betriebssystem rechtzeitig mitzuteilen, wenn sein Saft dem Ende zuging.

Wer Apple kennt, der weiss: Selbermachen ist schwierig. Mit meinen zwei linken Händen wollte ich diesem teuren Teil nicht an die Eingeweide, Also fragte ich den freundlichen Apple Reseller, der einen Kostenvoranschlag von 300.- machte und eine Reparaturzeit von 3 Tagen in Aussicht stellte. Nun bin ich, was Computerfirmen betrifft, ein etwas gebranntes Kind und wusste, dass drei Tage sich in dieser Branche oft als drei Wochen oder mehr entpuppen können, und da ich den Laptop oft benötige, musste ein Ersatz für die Reparaturzeit her.

Ich bin zwar kein Windows-Hasser, aber mit Windows 10 kann ich absolut nichts anfangen. Ein MacBook wiederum ist als Notbehelf einfach zu teuer. Ein Linux-Laptop sollte es sein. Linux selbst auf einem Standard-Laptop zu installieren, ist allerdings immer ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang: Oft gehen die Stromsparmechanismen nicht korrekt, der Lüfter dreht in den höchsten Tönen, oder die speziellen Tasten etwa zur Bildschirmhelligkeits-Regelung gehen nicht, oder er schläft beim Zuklappen nicht ein, oder erwacht beim Aufklappen nicht mehr.

Da trifft es sich gut, dass es (mindestens) eine Firma gibt, die sich auf Linux-Computer und Laptops spezialisiert hat: Tuxedo Computer in Deutschland.

Da mir niedriges Gewicht und lange Akkuleistung wichtiger sind, als Spieletauglichkeit, wählte ich das 14 Zoll-Modell aus der Book-BU Serie. Tuxedo Notebooks kann man sehr weitgehend Konfigurieren. Ich entschied mich für eine eher preiswerte Konfiguration mit 16GB RAM, einer 250GB SSD als einzigem Laufwerk und eine Core-i5-CPU.

Die Lieferung erfolgte sehr schnell, nach 4 Tagen war es da. Mitgeliefert hat Tuxedo ein paar Gadgets wie Kugelschreiber und Sticker, sowie einen Zugang für die “Tuxedo-Cloud”, der allerdings bei mir nicht funktionierte. Egal, brauche ich eh nicht. Zeit für einen Vergleich. Vorauszuschicken ist, dass das MacBook 2013 stolze 2700.- gekostet hat, das Tuxedo-Book nun knapp 900.-.

Äusserlichkeiten

Die Eleganz und Verarbeitungsqualität des MacBook sind legendär. Aber das Tuxedo macht gar keine schlechte Figur daneben. Es ist ebenfalls sehr schlank und schick geformt. Dass es aus Plastik ist, bewirkt gegenüber dem Aluminium-Macbook natürlich eine weniger edle Anmutung, dafür ist es leichter. Die Verarbeitungsqualität erhält das Prädikat “brauchbar”. Manche Teile stehen fühlbar ein wenig über. Die Tastatur ist angenehm gross, aber im Gegensatz zu der des Mac nicht beleuchtet. Kleiner Minuspunkt bei schlechten Lichtverhältnissen.

Ich würde sagen: Äusseres: 10:6 für das Macbook.

Schauen, Hören und Fühlen

Der Bildschirm des Macbook ist über jeden Zweifel erhaben - solange das Licht nicht von hintern kommt. Dann kann man es als Rasierspiegel benutzen, aber nicht mehr zum Arbeiten. Der Tuxedo glänzt mit einem matten Display, allerdings nicht mit Retina-Auflösung.

Das Tippgefühl ist beim Mac besser. Beim Tuxedo ist es zwar auch nicht schlecht, die Tasten haben einen angenehmen Hub und deutlichen Druckpunkt, aber mich störte, dass die Leertaste etwas störrisch war und manchmal mit Nachdruck bedient werden wollte. Vermutlich könnte man das sogar als Garantiefall reklamieren, aber so schlimm war es dann doch wieder nicht. Raffiniert finde ich, dass der Deckel so gestaltet ist, das er das Notebook hinten ein wenig anhebt, wenn man ihn aufklappt, so dass die Tastatur ergonomisch optimal leicht geneigt steht.

Worin die beiden sich aber wirklich um Längen unterscheiden, ist das Touchpad. Das des Macbook ist gross, präzise und empfindlich, trotzdem aber praktisch immun gegen ungewollte Bewegungen und Berührungen. In all den Jahren hatte ich so gut wie nie das Bedürfnis, eine Maus anzuschliessen. Beim Tuxedo kam dieses Bedürfnis sehr schnell. Natürlich kann man es mit dem Touchpad bedienen, aber wie gesagt: Hier geht es um Welten, wenn man es mit dem MacBook vergleicht.

Das MacBook hört man fast nie. Wenn man doch einmal den Lüfter hört, dann in einer wenig störenden Tonlage. Beim Tuxedo schaltet sich der etwas höher sirrende Lüfter schon beim Compilieren oder Video schneiden hörbar ein. Allerdings nur in sehr ruhiger Umgebung störend.

Meine Wertung: 10:5 fürs MacBook in dieser Kategorie.

Leistung

Beide Computer fühlen sich subjektiv sehr schnell an. Störende Wartezeiten gibt es nie, Programmstarts sind praktisch augenblicklich. Aber auch objektiv geben sich beide keine Blösse. Obwohl das Tuxedo “nur” einen i5 Prozessor hat, gegenüber dem i7 des Mac (allerdings einer älteren Generation), kann es problemlos mithalten. Als Benchmark zum Beispiel das Compilieren von elexis-3-base:

  • MacBook pro 16GB, SSD, Core i7-3740: 3’ 13”.
  • Tuxedo BU1407 16GB, SSD, Core i5-8250: 2’ 57”

Auch Geekbench sieht die beiden dicht beieinander:

  • MacBook: Single-Core: 3484, Multi-Core: 13484 Punkte.
  • Tuxedo: Single-Core: 3308, Multi-Core: 12632 Punkte.

Hier kann die Wertung nur ausgeglichen sein: 10:10 Punkte.

Batterielaufzeit

Naja, die Batterie des MacBook war ja am Ende. Am Anfang hielt sie rund 10 Stunden durch, und erst nach etwa 3 Jahren bemerkte ich eine gewisse Verschlechterung.

Die Batterie des Tuxedo hielt gut 8 Stunden durch, über Langzeiterfahrungen kann ich naturgemäss noch nichts berichten. Jedenfalls ist die Laufzeit auch für längere Bahnfahrten und Sitzungen gut ausreichend.

10:9 fürs MacBook.

Konfigurierbarkeit

Ein Blick auf die Website zeigt: Bei Tuxedo kann man sich den Laptop bis ins letzte Detail zusammenstellen. Mehrere unterschiedliche Laufwerke, verschiedene Prozessoren usw. Beim Apple gibt es nur eine Hand voll Konfigurationen.

7:10 für Tuxedo

Wartbarkeit und Erweiterbarkeit

Das Macbook musste ich für einen Akkuwechsel zum Händler bringen. Bei Tuxedo ist das Wechseln des Akku eine Sache von zwei Schiebern und einmal Einrasten. Ein Ersatzakku kostet bei Tuxedo weniger als ein Drittel der Reparatur des Mac. Natürlich weiss ich nicht, ob es diesen Akku noch zu kaufen gibt, wenn ich ihn mal brauche. Diese Langzeit-Sicherheit ist bei Apple sicher grösser.

Auch sonst ist der Tuxedo weit offen: Man kann Laufwerke und Speicher problemlos selbst austauschen bzw. erweitern, und man kann für alles günstige Standardteile verwenden.

3:10 für Tuxedo.

Systemintegration und Betriebssystem

Kein Zweifel: Beim Macbook sind Hardware und Betriebssystem optimal aufeinander abgestimmt. Das ist eine grosse Stärke der Apple-Computer. Aber auch Tuxedo ist die Integration recht gut gelungen. Die Laptop-spezifischen Knöpfe tun, was sie sollen, die Stromsparmodi funktionieren, man kann einstellen, dass er beim Zuklappen einschlafen soll, und er erwacht (meistens) auch wieder, wenn man ihn aufklappt. Meistens, nicht immer. Beim Aktualisieren des Betriebssystems nach dem ersten Aufstarten tat er ein wenig zickig, aber dann lief alles rund.

Beide Betriebssysteme sind recht offen. Beim MacBook kann man via Homebrew praktisch alle verfügbaren Linux-Programme laufen lassen, und der Darwin-Systemkern ist ebenso OpenSource wie der Kern von Linux. Apple macht es einem aber in den letzten Versionen ein wenig arg schwer, Fremdsoftware laufen zu lassen, scheint sich also von der Offenheit wegbewegen zu wollen.

Unterm Strich haben beide Konzepte ihre Vor- und Nachteile. Mit Linux kann an “alles” machen, aber man muss manchmal doch lange suchen und googeln, bevor man herausgefunden hat, wie es geht. Standardaufgaben wie Drucker anschliessen, löst Ubuntu Linux inzwischen aber genauso mühelos wie Windows oder MacOS: Anschliessen, geht. Zumindest, wenn es kein Exot ist.

Zusammengefasst schenken sich die Kontrahenten hier nichts, auch wenn ihre Stärken und Schwächen unterschiedlich verteilt sind.

8:8

Fazit

Wenn man einfach nur die Punkte zusammenzählt, liegt Tuxedo mit 58:58 Punkten gleich auf mit dem dreimal so teuren Mac. Das hat es allerdings vor allem seiner leichten Reparierbarkeit zu verdanken. Und natürlich wird man nie alle Bereiche gleich werten.

Und noch ein PS

Meine Befürchtung wegen der Reparaturzeit hat sich übrigens nicht bewahrheitet. Nach knapp einer Woche konnte ich das Macbook wieder abholen, und der Kostenvoranschlag war eingehalten.